Montag, 13. September 2010

72 dpi?! 300 dpi!? Ein Erklärungsversuch.

Wer mit Bildern zu tun hat, stößt früher oder später auch über dpi-Werte. Nun hat es sich über die Zeit in den Köpfen eingebrannt, dass Grafiken für die Internet-Nutzung in 72 dpi und für den Druck mit mindestens 300 dpi vorliegen sollten. Letzteres ist völlig korrekt - doch die Sache mit den 72 dpi ist so nicht richtig und lässt sich auf fehlendes Verständniss der dpi zurückführen.

Heute also ein Erklärungsversuch, was es mit den dpi auf sich hat und warum diese für die Bildschirmdarstellung (im Normalfall) keine Rolle spielen. Ich erkläre bewusst aus meiner alltäglichen fotografischen Sicht der Dinge. Allzu technisch wird es also nicht werden.

Jede digitale visuelle Darstellung liegt zunächst in einer festen Pixel-Größe vor. Bei einer Spiegelreflex-Kamera mit 21,1 Megapixeln sind das beispielsweise 5616x3744 Pixel; eine 10,1 Megapixel-Kamera liefert Bilder mit 3888x2592 Pixeln. Oder der Webdesigner erstellt sich in Photoshop eine quadratische Grafik mit 300x300 Pixeln.


Ein Pixel ist die kleinste mögliche Darstellungsgröße für digitale Bilddaten - kleiner geht es nicht. Wenn die Pixel-Angabe nun also die tatsächliche, physikalische Größe einer digitalen Bilddatei bestimmt, wofür sind dann die dpi gut? Ganz einfach: Für den Druck der jeweiligen Datei! Denn dpi bedeudet "dots per inch" - also Punkte per Inch (= Zoll).

Im Druck wird stets ein Druckraster verwendet. Umso feiner dieses aufgelöst ist, desto wertiger auch der Seheindruck für das Auge. Beispiele für gängige Druckraster (Quelle: Wikipedia):
  • Tageszeitung: 150 dpi
  • Foto-Ausbelichtung: 300 dpi
  • Tintenstrahldrucker: 1200 dpi
Soweit auch ganz einfach nachvollziehbar: Betrachtet man eine Tageszeitung mit der Lupe, sind die Druckpunkte gut erkennbar. Bei einem Tintenstrahldruck wird das schon schwieriger.
(Was jetzt aber wiederum keinesfalls heißt, dass Bilder für den Tintenstrahldruck zwingend mit 1200 dpi vorliegen müssen!)

Jetzt nochmal zurück zu unserem Pixel-Bild. Die Pixel als physikalische Größe des jeweiligen Bildes nehmen wir für den Moment als gegeben hin und können sie nicht verändern. Der dpi-Wert aber ist flexibel und sagt nun aus, wie fein die vorhandenen Pixel auf das Druckraster verteilt werden. Die Konsequenz daraus:
  • umso größer der dpi-Wert, desto kleiner und feiner das gedruckte Bild
  • umso kleiner der dpi-Wert, desto größer und gröber das gedruckte Bild

Als Beispiele für einen Grafik-Druck mit jeweils 72 und 300 dpi nun wieder die gehabten Bildgrößen:


Heißt also, bei 300 dpi ist es mit einem 21,1 Megapixel-Bild möglich, ein 47,55x31,7 cm großes Bild zu drucken. Bei dem ersten Bild habe ich das Maß von Zentimetern auf Zoll (= Inch) umgestellt, um zu beweisen, dass eine 300x300 Pixel große Grafikdatei beim Druck mit 300 dpi tatsächlich anschließend 1 Zoll groß ist.

Viele Zahlen und Beispiele - die Quintessenz aber ist extrem simpel:
Für die Darstellung am Bildschirm spielen die dpi keinerlei Rolle. Hier ist die Pixel-Größe als physikalische Bildgröße das Maß der Dinge. Erst, wenn eine Grafik gedruckt wird, kommen die dpi als "Umrechnungsfaktor" in's Spiel und verteilen die vorhandenen Pixel auf die Punkte des Druckrasters - je nach dpi-Wert feiner oder gröber.

Heißt also auch folglich: Einer Bilddatei lässt sich jede beliebige dpi-Größe zuweisen. Und zwar auch im Nachhinein - ohne dass sich an der Datei selbst bzw. deren Inhalt etwas ändert.

Der Vollständigkeit wegen sei darauf hingewiesen, dass dpi bzw. Punktdichten nicht nur im Druck eine Rolle spielen. Für diesen Artikel aber soll das keine Rolle spielen. Wer tiefer einsteigen will - ab zu Wikipedia.

1 Kommentar:

  1. Hallo Sebastian,
    herzlichen Dank für Deine Aufklärungsarbeit bezüglich des Dpi-Geheimnisses. Ich bin auch immer in die Falle getappt und habe mich gewundert, warum meine Dateigröße sich nicht ändert wenn ich die Dpi-Anzahl verändert habe.
    Machs gut und viel Erfolg bei Deiner Arbeit,
    Karsten

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